Familie leben – Paar bleiben
– von Annika Marx
Noch während der Schwangerschaft mit unserem ersten Kind schmiedeten mein Mann und ich sehr ambitionierte Pläne, wie es gelingen könnte, unsere Beziehung in der neuen Lebensphase mit Kind weiterhin zu pflegen und lebendig zu halten.
Wir beobachteten Paare um uns herum, die gerade frisch gebackene Eltern waren und sich scheinbar nur noch über das Verhalten, die Schlafenszeiten und den Inhalt der Windel ihres Kindes auszutauschen schienen. Uns war vollkommen klar, dass wir es anders – im Sinne von besser – machen wollten.
In der neuen Realität angekommen, stellten wir schnell fest, dass wir uns von den Paaren, die wir zuvor noch kritisch beäugt hatten, nur unwesentlich unterschieden. Alles war neu, manches wunderschön und vieles schlichtweg überfordernd. Die ersten Wochen und Monate nach der Entbindung waren so intensiv. Dieser kleine Mensch, der absolut abhängig von uns war, stellte den Mittelpunkt unseres Redens, Denkens und Handelns dar.
Es heißt, dass sich die Phasen im Leben, die von großen Veränderungen geprägt sind, als besonders anfällig für Krisen zeigen.
Und auch, wenn wir nicht direkt in eine ernsthafte Krise schlitterten, nahmen die Diskussionen und Konflikte zwischen uns dennoch zu. Die Zeit zu zweit hingegen nahm deutlich ab.
Mittlerweile sind gut fünf Jahre vergangen und wir sind zweifache Eltern. Unsere Beziehung hat an Tiefe und Reife gewonnen. Der Alltag verlangt uns viel ab und manches Mal würden wir uns mehr Leichtigkeit wünschen. Mitnichten sind wir in den vergangenen Jahren Experten darin geworden, unsere Paarbeziehung an erste Stelle zu setzen. Wir arbeiten hart daran. Dennoch sind uns auf unserer Reise ein paar Dinge wichtig geworden, die uns darin unterstützen, immer wieder den Weg zum anderen zu finden.
Gnade und Geduld:
Immer wieder üben wir uns darin, sowohl mit uns selbst, als auch mit unserem Partner geduldig und gnädig zu sein. Wir geben beide unser Bestes. Auch wenn das auf das Gegenüber nicht immer so wirken mag. Dem anderen zu unterstellen, dass er es gut mit einem meint, kann helfen, die eigenen Emotionen in stressigen Situationen herunter zu kochen. Es fällt nicht immer leicht, die eigenen Fehler einzugestehen. Dennoch gehören sie zum Leben eindeutig hinzu. Wusstest du, dass die Buchstaben des Wortes »Fehler« neu angeordnet »Helfer« ergeben? Diese Helfer ermöglichen es uns erst, voranzugehen und dazuzulernen!
Im Gespräch bleiben:
Wir reden gerne und viel miteinander. Unsere Ehe baut darauf auf, dass wir einander mitteilen, wie wir uns fühlen, was wir uns wünschen und was uns Angst macht. Manches Mal ist es gar nicht so einfach, den eigenen Standpunkt im Gewusel des Alltags ausfindig zu machen. Dafür braucht es Ruhe und den Zugang zu sich selbst. Auch vertreten mein Mann und ich nicht immer denselben Standpunkt. Dennoch erleben wir es als absolut hilfreich, den Austausch zu suchen. Dafür nehmen wir uns mindestens einmal in der Woche einen Abend Zeit. Da haben dann Fragen nach Befindlichkeiten, Sehnsüchten, Ängsten, Wünschen und Träumen Platz. Wir stellen immer wieder fest, wie gut das tut.
Ansprüche:
Es ist uns allen klar, dass es sie nicht gibt und dennoch jagen wir ihm nach: dem Ideal der perfekten Familie. Toller Job, gut erzogene Kinder, modernes Eigenheim, hohes ehrenamtliches Engagement, lebendiger Glaube, erfüllte Partnerschaft, schöner Urlaub, gesunde Ernährung und ausreichend Sport – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Bringt nur nichts! Wir hängen zu oft dem Irrglauben nach, dass alles möglich ist, wenn wir uns nur genug anstrengen. Hier und dort noch ein wenig optimieren und dann passt das schon. Meinem Mann und mir geht es wesentlich besser, wenn wir unsere Ziele und Ansprüche von Zeit zu Zeit mit der Realität abgleichen und uns von zu hohen Ansprüchen verabschieden. Manchmal ist das schmerzhaft. Aber es nimmt so viel Druck raus, Prioritäten zu setzen und sich auf das Wesentliche zu fokussieren.
Intimität:
Auch in diesem Bereich schlägt die Realität häufig unromantisch zu. Es fehlt an Zeit, Energie, Lust und Gelegenheit. Als hilfreich empfinden wir es tatsächlich, Sex einzuplanen. Das ist durchaus pragmatisch und erscheint eher leidenschaftslos. Uns hilft es, auch diesen Bereich unserer Partnerschaft lebendig zu halten. Und davon profitieren wir beide!
Gott einbeziehen:
Zugegebener Maßen ist die Zeit, die wir bewusst zu dritt – also gemeinsam mit Gott – verbringen, eher spärlich gesät. Aber es gibt sie immer wieder: diese kleinen, kurzen Impulse. Ein kurzes, gemeinsames Gebet für eine bestimmte Sache. Innehalten und nachspüren, was unser himmlischer Vater uns sagen möchte. Wir haben uns aktuell von dem Vorhaben verabschiedet, gemeinsam stille Zeit zu verbringen. Dennoch ist uns das gemeinsame Gebet wichtig. Und so suchen wir immer wieder nach dem Göttlichen mitten in unserem Alltag und beziehen Gott aktiv in unser Leben ein. So leben wir auch unseren Kindern einen alltagsnahen und praktischen Glauben vor. Darüber hinaus hilft es uns, viel Lobpreis zu hören.
Mit Gottes Hilfe – so haben wir es uns gegenseitig in unserem Ehegelübde versprochen – können wir einander ein Leben lang Mann und Frau sein. Davon sind wir überzeugt! Und das wünschen wir euch ebenso. Bleibt dran – es lohnt sich!