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Krisenfeste Beziehung – startklar für den Winter

von Dr. Andreas Bochmann


Alle Jahre wieder werden Autofahrer vom Wintereinbruch überrascht. Der erste Schnee fällt, die Reifen sind noch nicht gewechselt. Das Frostschutzmittel fehlt und die Viskosität des Motorenöls könnte auch mal angepasst werden. Jeder weiß das, aber…

Mit Paarbeziehungen ist das eigentlich nicht viel anders. Manche Paare glauben, der Duft des Frühjahrs, der zartgrün sprießenden Liebe, kann nur noch vom heißen Sommer überboten werden, wenn die Luft flimmert und die Welt ganz unbeschwert aus weißem Strand und unendlichem Meeresblau besteht. Selbst der Herbst, mit seinen bunten Farben und reifen Früchten kann beschwingt angegangen werden.

Selten weich: Die Landung in der Realität

Aber dann sind sie urplötzlich da- … die völlig unerwarteten Krisen, die dramatischen Momente, die selbst glückliche Ehen ins Schleudern bringen können. Krisen geben selten Vorwarnung und doch wissen wir alle, sie werden kommen.

Dabei sind Krisen ja nicht begrenzt auf jene Ermüdungserscheinungen, die jede Partnerschaft durchlaufen können; auch nicht auf Krisen, die Teil des normalen Lebenszyklus sind (wenn du Teenager zu Hause hast, wirst du wissen, was ich meine). Manche Krisen brechen von außen auf uns herein, wie der späte Herbststurm oder das Blitzeis auf der Autobahn. Da sind die plötzliche Arbeitslosigkeit, die ernste Diagnose des Arztes, der Wohnungseinbruch, die bildhübsche neue Kollegin, der unerwartete Tod eines guten Freundes oder auch nur die horrende Nachzahlungsforderung des Finanzamtes. Krisen sind nicht planbar, erwischen uns immer auf dem falschen Fuß; da kann man nichts machen. Oder?

Um einmal bei dem Ausgangsbild eines winterfesten Autos zu bleiben, lässt sich sagen: Wir können Krisen in der Partnerschaft genauso wenig verhindern, wie den Wintereinbruch im Straßenverkehr. Aber wir können sehr wohl etwas dafür tun, unsere Beziehung krisenfester zu machen. Und das geschieht am besten, bevor die Krise da ist (versuche mal, einen Termin zum Reifenwechsel zu bekommen, wenn der erste Frost die Straßen glatt macht …)

Dazu müssen wir zunächst einmal erkennen, der nächste Winter kommt bestimmt. Wir wissen nicht genau, wann die Krisen im Leben kommen werden, aber wir wissen, dass sie kommen. Das zu akzeptieren und zu bedenken, ist der erste, wichtige Schritt. Ganz drastisch auf die ultimative Lebenskrise zugespitzt drückt dies der Psalmschreiber einmal so aus: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ (Psalm 90,12). Mit anderen Worten, Krisen gehören zum Leben. Das quasi mit einzukalkulieren, bewusst zu machen, schützt uns vor romantisierender Naivität und lässt uns nicht ganz so unvorbereitet sein.

Nebenbei bemerkt: Menschen, die ihre Endlichkeit vor Augen haben, leben intensiver, fördern also ihre Lebensqualität.

Fahrt aufnehmen – in eine gute Zukunft

Natürlich wird das Wissen, es kann in unserem Leben einmal eine Krisenzeit geben, etwa so viel ausrichten, wie der Gedanke, eigentlich müssten jetzt langsam die Winterreifen aufgezogen werden. Einsicht bewirkt einiges (ohne Einsicht passiert gar nichts), aber eben nicht alles. Wir müssen auch handeln, d. h. die Erkenntnis, die wir haben, umsetzen. Und auch hier gilt – nicht erst wenn die Krise da ist, sondern schon lange davor.

Gute Gewohnheiten,

gerade auch in „guten Tagen“, helfen, die Beziehung krisenfest zu machen. Jeder weiß das, aber … Machen wir doch einfach mal einen Anfang. Wie wäre es, mit einem kleinen gemeinsamen Spaziergang um den Häuserblock mit der Partnerin/dem Partner? Frische Luft und Bewegung tun nicht nur der Gesundheit gut, sondern auch der Beziehung. Man kann über dies und das reden – muss aber nicht. Man kann Hand in Hand gehen oder auch Abstand halten. Die kleinen Spaziergänge werden euch viel über eure Beziehung sagen und sie ganz nebenbei krisenfester machen, denn bei regelmäßiger Übung (mindestens einmal pro Woche), habt ihr ohne Aufwand einen Mechanismus, auch in Krisenzeiten miteinander ins Gespräch zu kommen und eure Nähe so zu regulieren, wie ihr es braucht.

Aber es geht noch einfacher. Der renommierte Paarforscher John Gottman (Die sieben Geheimnisse der glücklichen Ehe) hat untersucht, was Paare stark macht, also auch krisenfest. Dabei hat er festgestellt, dass gesunde Paare sich gegenseitig loben, Anerkennung geben, Komplimente machen, ohne deshalb Kritikpunkte unter den Tisch fallen zu lassen. Bei glücklichen Paaren, so seine Berechnung, ist das Verhältnis von Lob und Anerkennung zu Kritik bei 5:1. Wenn wir fünf positive Dinge benennen, über die wir uns freuen, für die wir dankbar sind, dann können wir auch Kritik anbringen. Unser Gegenüber wird sich dennoch wertgeschätzt, sicher und geliebt fühlen, und wir selbst werden unseren Partner auch anders wahrnehmen und gerne bereit sein, mit ihm durch „dick und dünn“ zu gehen – in der Gewissheit, auch Krisen meistern zu können. Glaubende Menschen wissen darüber hinaus um die Bedeutung eines wachen geistlichen Lebens. Längst geht es nicht mehr darum, die „stille Zeit“ als fromme Pflicht abzuhaken, sondern den gemeinsamen Glauben als Ressource zu entdecken.

Auf einen Glauben, der trägt, können wir in Krisenzeiten zurückgreifen.

Das bestätigt auch zunehmend die Forschung, die das Thema Spiritualität lange Zeit gemieden hat, als wäre es eine ansteckende Krankheit (ein „Ansteckungsrisiko“ besteht ja vielleicht tatsächlich). „Not lehrt beten“, sagt der Volksmund. Um wie viel leichter wird es, wenn ich schon beten kann!

Vorbeugen ist besser als heilen – in jedem Fall leichter!

Neben all den Dingen, die jeder Autofahrer gut selbst bewerkstelligen kann, macht es dann allerdings auch eine Menge Sinn, ab und zu beim Service einer guten Autowerkstatt vorzufahren – gerade im Blick auf den Winter. Es ist schon erstaunlich, dass dies fast jeder beim Thema „Auto“ einsieht, es geht schließlich auch darum, den Wert des Autos lange zu erhalten. Beim Thema Partnerschaft scheint eher die Devise zu herrschen: „Na, wenn das Auto kaputt geht, kaufe ich mir eben ein Neues.“ Das ist nicht nur ökonomisch dumm (wusstest du, dass statistisch jede Scheidung mit sozialem Abstieg verbunden ist?), sondern vor allem menschlich destruktiv. Eine Paarbeziehung ist eben kein Auto!

Wenn wir dennoch die Analogie aufrechterhalten – welche Unterstützung von außen bietet sich an? Ganz ähnlich wie bei Autos, wo es ganze Ketten von Fachbetrieben gibt, die guten Service zu günstigen Konditionen anbieten, so ist dies auch beim Thema Ehe und Partnerschaft. Keine Überraschung für Leser dieses Artikels: team-f ist hier zu nennen, die Spezialisten für krisenfeste Paarbeziehungen. Die Wochenenden, Freizeiten, Seminare von team-f warten nicht, bis das „Kind in den Brunnen gefallen ist,“ sondern arbeiten präventiv, machen dein Ehe-Auto winterfest. Dass das sogar Spaß machen und Erholung pur sein kann, weiß jeder, der schon einmal dabei war. Beratungsstellen des Weißen Kreuzes (www.weisses-kreuz.de) sind eine weitere Servicekette, die sich auch für die eine oder andere „Reparatur“ eignet. Unabhängige Einzelwerkstätten für Paare finden sich unter www.team-f.de/beratungsfinder/, www.c-stab.net oder www.derberatungsfuehrer.de. Die Auswahl ist groß, ihr müsst sie nur nutzen.

Ich selbst arbeite in der Paarberatung gerne mit Prepare / Enrich (www.prepare-enrich.eu), einer international bewährten Bestandsaufnahme für Paare – manchmal auch als „Ehe-TÜV“ bezeichnet. Letzteres trifft es sicher nicht ganz, denn hier geht es um weit mehr als eine gründliche Diagnostik. Anbieter von Prepare / Enrich werden dich fachgerecht und individuell unterstützen, aus deinen Stärken und Wachstumsbereichen etwas zu machen, damit du gut für Krisen gerüstet bist, beginnend in der Ehevorbereitung durch alle Phasen der Ehe hindurch.

Nicht am St. Nimmerleinstag, sondern jetzt …

all die Tipps nutzen natürlich wenig, wenn du nicht selbst motiviert bist, sie umzusetzen. Vielleicht fragst du deine(n) PartnerIn einfach, welcher der Hinweise ihn angesprochen hat, was sich realistisch und zielführend umsetzen lässt. Werde aktiv, mache deine Beziehung krisenfester, denn die nächste Krise kommt – so sicher wie der nächste Winter.

Ach ja, eine Frage habe ich noch: Hast du schon Winterreifen drauf?

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