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Liebe ist schön!

Sie ist in Bewegung und darf sich auch verändern.

von Sabine und Siegbert Lehmpfuhl

Kennst du auch den alten Schlager? „Die Liebe ist ein seltsames Spiel, sie kommt und geht von einem zum anderen.“ Ist sie wirklich seltsam? Können wir die Liebe erhalten? Suchen wir lieber die Liebe woanders? Wir geben eine kleine Pflegeanleitung für die Liebe.

Jedes Hochzeitspaar ist sich sicher, dass sie einander lieben und diese Liebe sie miteinander alt werden lassen wird. Oder? Am Anfang einer Beziehung sind sich fast alle darüber einig. Die verschiedenen Facetten von Liebe dann im Alltag des Zusammenlebens zu entdecken, kann dann unser Leben bereichern. Liebe hat verschiedene Formen. Das hat Jesus seinem Jünger Petrus einmal deutlich gemacht. Er fragte ihn dreimal hintereinander: „Petrus, hast du mich lieb?“ In Joh, 21,15 ff fragt Jesus Petrus nach Agape, griechisch Agapeo und Petrus antwortet Phileo, griechisch Fileo. Beides heißt übersetzt Liebe und meint doch eine jeweils andere Form. Agape bewegte Jesus, für uns ans Kreuz zu gehen. Sie ist einseitig und ohne Erwartung einer Gegenleistung. Phileo dagegen meint eine gute Freundschaftsbeziehung. Sie wird von beiden Partnern bejaht und muss gepflegt werden. Eine weitere Form der Liebe ist Eros griechisch Eros. Sie beschreibt den romantischen Aspekt der Liebe, der in der Sexualität einen Höhepunkt findet. Eros findet gesteuert durch Hormone den Weg zum Partner. Agape dagegen ist eine tiefe Entscheidung zur Liebe, in guten wie in schlechten oder besser problembeladenen Zeiten. Sie kann uns durch „Dürrezeiten“ der Beziehung als „Kitt“ dienen. 

Nach 40 gemeinsamen Jahren geben wir hier gern einige Tipps zur Erhaltung und Pflege der Liebe weiter. Es ist so etwas, wie unser persönliches Ehevermächtnis.
 

  1. Freundschaft pflegen
    Siegbert: Während eines Seminars versetzte meine Frage an die anwesenden Männer „Wer hat eine Freundin?“ die Teilnehmer in peinliches Schweigen. Warum eigentlich? Weil ein Mann keine Freundin haben darf? Dabei ist doch meine Frau meine beste Freundin. Mit ihr gestalte ich mein Leben, meine Freizeit und mit ihr bespreche ich meine Gedanken und Wünsche. Wir gehen zusammen schwimmen, ins Kino, fahren Fahrrad und tun alles, um unser Leben spannend und ausgewogen sein zu lassen. Diese Freundschaft zu pflegen, kostet immer wieder Kreativität und vor allem gemeinsam eingeplante Zeit und Höhepunkte.
  2. Hingabe an den Partner ist eine Lebensentscheidung 
    Mal ehrlich, manchmal macht der Ehepartner einen ärgerlich und auch wütend. Er denkt und reagiert so anders als man es sich vorstellen konnte. Ihn zu lieben ist doch eine glatte Überforderung. 
    In solchen Augenblicken ist Agape die durchtragende Liebesform. Jesus ging mit Agape Liebe ans Kreuz. Diese Hingabe ist eine Entscheidung und machte ihn zu Unmöglichem fähig. In Röm. 5,5 können wir lesen, dass diese Liebe in unsere Herzen ausgegossen ist. Also unsere Herzenshaltung, gepaart mit der Entscheidung für die Liebe, trägt uns dauerhaft durch alle Zeiten. Auch wenn die Umstände herausfordernd sind, ist die Agape Liebe unverändert. 
  3. Sex nicht lassen
    Nach einer Ehekrise schreibt der Autor von „Das Kreuz und die Messerhelden“ David Wilkerson, dass er und seine Frau sich 10 Punkte zur Prävention vorgenommen haben. Einer davon lautete: Wir wollen uns regelmäßig lieben (körperlich). Sexualität kann als Indikator (bekannt aus der Chemie) verstanden werden. Ohne diesen Indikator sieht eine chemische Verbindung manchmal farblos und langweilig aus. Nach dessen Beigabe beginnt sie aber farbig zu werden, zu sprudeln und wirkt angenehm. Diese Rolle spielt Sexualität auch nach 40 Ehejahren. In einem anderen Buch wird ein älteres Paar gefragt, ob sie wirklich noch Sex miteinander brauchen. Ihre Antwort: „Natürlich! Jetzt haben wir dafür viel mehr Zeit als vor Jahren!“
  4. Freiräume gegenseitig schaffen und einander darin bestärken
    Im Prediger 4,12 lesen wir das Bild von der dreifachen Schnur, die nicht zerreißt. Diese Stelle dient oft bei Traupredigten dazu die Bedeutung einer christlichen Ehe zu beschreiben. Gott, die Frau und der Mann bilden eine nahezu untrennbare Einheit. Wir entdecken diese Dreierstruktur in allen Seilen. Es sind immer drei Schnüre verdreht und diese drei dann wieder mit zwei weiteren usw. Aber die Haltbarkeit besteht nicht in der Verschmelzung dieser Seile. Jeder bleibt ein Original, auch in einer Ehe. Es ist bereichernd, wenn jeder seine Gaben einbringen kann. Ebenso bereichernd ist es, wenn jeder seine eigenen Neigungen auch pflegen kann. 
  5. Gemeinsam geistlich und geistig in Bewegung bleiben.
    Dazu sind viele Gespräche, Gebete und mutige Schritte notwendig. Wir schauen gern schmunzelnd auch voller Wertschätzung auf gemeinsame geistliche Erfahrungen zurück. Dabei gestehen wir uns, dass wir manche Dinge gar nicht oder anders gemacht hätten. Aber sie gehören zu unserem gemeinsamen Weg und haben uns immer zu Gesprächen, wie auch zu intensiver Suche nach unserem Weg angeregt.
  6. Neue Herausforderungen gemeinsam suchen – Ressourcen entdecken 
    Vor Jahren haben wir uns gegenseitig versprochen immer Lernende bleiben zu wollen. So haben wir zum Beispiel mit etwa 50 ein Fernstudium zum Coach und Berater absolviert und damit völlig neue Ressourcen entdeckt. Sehr wertvoll war dabei, dass wir zwei uns als Lerngruppe erlebt haben. Dabei war uns wichtig, dass jeder seine eigenen Aufgaben erledigt. So konnten wir beide diese Ausbildung erfolgreich abschließen. 

Sicher gibt es noch jede Menge andere Möglichkeiten, die Liebe zu erhalten. Aber Liebe und Achtung sind eng miteinander verknüpft und die oben genannten Bereiche unsere Anregungen.

Ein Aspekt, der Liebe verändern kann, ist der Auszug der Kinder. Das gesamte Leben wird damit verändert und neue Chancen und Möglichkeiten eröffnen sich für uns. Auch die Liebe wird davon beeinflusst. Der Ehepartner bleibt, auch wenn die Aufgabe die Kinder zu erziehen und zu begleiten zu Ende geht. Darum sprechen wir auch gern vom Marathonlauf der Ehe. Ein Läufer teilt seine Kraft gut ein, weil er das Ziel erfolgreich erreichen möchte. Innehalten und neu durchstarten als gemeinsames Erlebnis wird auch unsere Liebe vertiefen. 

Mit dem Älter werden wird auch immer wichtiger, dass wir das Wichtigste vom Notwendigen trennen. Wirklich weise ist, wer sein Leben entschleunigt und immer wieder auf das Wichtigste fokussiert. Als Ehepaar entdecken wir auch nach 40 Jahren die Liebe, die sich verändert und vertieft, immer wieder neu. Sie zu pflegen soll uns nicht verloren gehen. So bleiben wir einem unserer Ziele treu: „Wir wollen glücklich miteinander alt werden!“ Dazu regte uns ein Erlebnis am Anfang unserer Beziehung an. Ein älteres Paar ging Hand in Hand mit liebevollen Gesten im Park spazieren. Diese enge liebevolle Verbindung wollen wir auch für uns erhalten und pflegen.

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