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Lieblingskinder – Vorsicht Falle!

Die große Verantwortung von uns Eltern

– von Cornelia Arnold

Jeder von uns Eltern muss sich irgendwie mit dieser Problematik auseinandersetzen. Es gibt dabei verschiedene Situationen, die von uns verlangen in jedem Fall unparteiisch zu bleiben. Da ist z. B. das Kind, das so toll Klavier spielt (Papas einziger Stolz) oder das verständige, hilfsbereite Kind (ganz die Mama) oder das süße kleine Nesthäckchen …

Wir sind wählerisch veranlagt
Als ich mich selbst prüfte, ob ich denn auch ja kein Lieblingskind hätte, stellte ich mit Erstaunen fest, das ich zwar kein Kind bevorzugte, aber ich hatte eines, dass mir nicht so leicht erziehbar erschien und ich habe es nicht immer geschafft, es in seiner für mich anstrengenden Art zu verstehen und anzunehmen. Wahrscheinlich auch, weil es mir meine eigene Begrenztheit und Schwäche spiegelte. Es wurde für mich zum schwarzen Schaf, ohne dass ich es wollte, einfach so. Und so waren die anderen mir lieber, weil sie sich angepasster verhielten.

Wir Menschen neigen dazu, zu klassifizieren, herauszusuchen, was uns gefällt und unzufrieden zu sein mit dem, was uns zu anstrengend erscheint. Wir sind alle sehr wählerisch veranlagt. Vielleicht betont deshalb die Bibel, dass es bei Gott kein Ansehen der Person gibt. Das heißt, er liebt alle gleich und wählt sich keinen Liebling aus, bloß gut!

Vorsicht!
Sobald wir anfangen zu vergleichen und auszuwählen welches Kind das schönste, begabteste, beste und liebste ist, steht unsere Familienidylle auf wackligen Beinen. Ein giftiger Stachel, der Eifersucht, Hass und Neid hervorbringt und Machtkämpfe auslöst, gräbt sich oft so tief ein, dass Einheit, Freude, Annahme und gegenseitige Wertschätzung langfristig zerstört werden. Hier können Disharmonien entstehen, durch die sich Geschwister entzweien, die Zugehörigkeit schwindet, sodass man sich sogar manchmal bis an das Lebensende aus dem Weg geht oder dauerhaft unterschwellig aufeinander wütend ist.

Wir als Eltern haben hier eine große Verantwortung.

Wir sollten Einheit und Ausgleich schaffen und uns nicht von Vorlieben und guten Gefühlen bestimmen lassen. Es geht um bedingungslose Liebe und Annahme für jedes einzelne Kind: »Du bist ok, auch wenn dein Verhalten gerade nicht so angemessen war.« Die Person von der Sache zu trennen, schafft emotionale Verbindung und Klärungsmöglichkeiten bei strittigen Fragen.

Das ist etwas, was keiner von uns einfach so kann – ich auch nicht. Wir sollten uns darum bemühen, ohne Ansehen der Person zu lieben und die spezifischen Eigenschaften des Kindes zu entdecken, zu akzeptieren und zu fördern. Wenn wir unsere Verantwortung in diesem Bereich schleifen lassen, entstehen zwischen Eltern und Kindern falsche Erwartungshaltungen, die zur Unzufriedenheit der Bevorzugten und der Benachteiligten führen.

Auswirkungen auf die Kinder
Die Lieblingskinder leiden oftmals an Selbstüberschätzung, wollen immer etwas Besonderes sein und denken häufig egozentrisch, aber trauen sich oft nicht aus dem vertrauten Kreis der Eltern-Kind-Beziehung heraus. Die anderen Kinder sind oftmals sauer auf die »Lieblinge« und stürzen sich wie Spatzen auf den Wellensittich. Sie lassen ihre Eltern spüren, dass sie sich benachteiligt fühlen und begegnen sich untereinander reserviert, angriffslustig und verurteilend.

Alle Kinder wollen im tiefsten Inneren ihren Eltern gefallen und geliebt werden. Werden sie nicht so geliebt, wie sie es sich vorgestellt haben, wollen sie wenigstens bewundert werden. Werden sie nicht bewundert, wollen sie gefürchtet werden. Werden sie nicht gefürchtet, wollen sie wenigstens gehasst und missachtet werden. Wir alle wollen ein Gefühl in unserem Mitmenschen auslösen, ganz gleich, um welches es sich dabei handeln mag.

Wir als Eltern sollten aufmerksam auf das Gleichgewicht unter unseren Kindern achten. Scheinbar schwierige Kinder spiegeln uns ganz oft nur, dass wir sie eventuell übersehen, sie zu wenig Zeit und ungeteilte Aufmerksamkeit von uns bekommen oder unser (christlicher) »Anspruch« eventuell auch manchmal zu hoch ist und nicht ihrer Lebensrealität entspricht.

Und wie ging es weiter mit unserem herausforderndem Kind?
Mein Mann und ich haben immer wieder bewusst die Entscheidung getroffen, dieses willensstarke Kind so anzunehmen, wie es ist und ihm einen Weg zu bahnen. Wir haben regelmäßig das Gespräch mit ihm gesucht, es darin ermutigt, für sich einzustehen, aber auch erklärt, wie es bei anderen ankommt. Ebenso haben wir mit den Geschwistern gesprochen, um mehr Verständnis für das Kind zu schaffen und die Herzen zu weiten.

Mittlerweile geht unser willensstarkes Kind sicher seinen Weg und wir haben eine entspannte und innige Beziehung zu ihm.

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