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Bewegtes Leben

Nicht alles geplant – doch alles darf sein

Ich liebe das Meer, das Rauschen der Wellen im Ohr, aufs Wasser zu schauen und genau das Bild habe ich vor Augen, wenn ich über mein bewegtes Leben nachdenke.

Gerade erst haben wir es genossen. Im Oktober haben wir noch gebadet und Sonne und Strand für die kommende kalte Jahreszeit richtig in uns aufgesaugt. Doch auch alles erlebt: das für Körper und Seele heilsame Eintauchen und Schwimmen im warmen Wasser, aber auch hohen Wellengang, starke Winde und die rote Fahne.

Wie im richtigen Leben.
In Bewegung sind wir immer, mal eher in sanften, genießbaren Dosen und dann wieder aufbrausend und stürmisch. Mal geplant und dann auch wieder unvorbereitet und herausfordernd. Alles darf sein, auch wenn wir dabei manches Mal richtig durchgerüttelt und durchgepustet werden. Ich mag das und setze mich dem auch gerne aus. Nicht immer ist es bedrohlich und manchmal hilft es, den Kopf wieder klar zu kriegen und Prioritäten zu ordnen.

Ich lebe aber seit Jahren in Beziehung mit einem Partner, der das ruhige Fahrwasser und die gleichbleibende Strömung schätzt.
Es heißt ja, dass viele das passende Gegenstück suchen. Wie diese Kräfte dann in einer Beziehung aufeinander wirken, ahnt man allerdings vorher nicht. Unser langes Zusammenleben ist sehr davon geprägt, unsere Unterschiede auszutarieren: Was an Bewegung brauchen wir, um nicht »einzurosten« und was ist eine für uns beide verträgliche Dosis? Langweilig wird es bei uns nie, sagen wir beide aus Überzeugung seit vielen Jahren. Und auch wenn man denken könnte, wir sollten inzwischen wissen, wie der andere tickt, sind wir bis heute vor Überraschungen nicht sicher.

Oft, wenn wir uns verhakt haben, helfen uns am besten pragmatische Abmachungen: Heute auf deine Weise, beim nächsten Mal entscheide ich … Sehr gut erinnere ich mich an unsere Konfliktlösungsstrategie: Unsere Bedürfnisse und Befürchtungen standen fast konträr zueinander und geholfen hat uns, hinter der Dynamik im Streit die tieferliegenden Ängste zu erkennen. So konnten wir klare Signale und Botschaften ausmachen, uns gegenseitig Raum geben und Konflikte klären. Solche Signale können z. B. sein: »Ich brauche jetzt etwas Abstand, lass uns heute Abend oder morgen weiterreden.« »Ich möchte gerne ausreden« oder »Ich möchte ernst genommen werden.« Das schaffte Verständnis und respektvollere Reaktionen.

Mein sehr persönliches Bewegtsein besteht aus Neugier, Hunger, Lernen, in Entwicklung bleiben.
Ein Lebensmotto von mir heißt: Ich will nicht so bleiben, wie ich bin. Ich möchte mich weiterentwickeln, verändern, in Bewegung bleiben. Die »Unzufriedenheit« mit einem lange währenden Istzustand ist mir – glaube ich – in die Wiege gelegt. Das betrifft meinen Weg mit Gott seit meiner Kindheit, aber auch mein persönliches Leben und unseren Weg mit team-f. Zu lernen hatte ich, dass dies nicht jedem ebenso wichtig sein muss.

Begonnen hat alles mit unserer Familie.
Unsere vier Kinder haben wir uns gewünscht und empfinden sie als großes Geschenk. Doch innerhalb von fünf Jahren geboren, kamen wir in unserer jungen Familie auch an unsere Grenze. Oft habe ich gesagt, dass schon etwas mehr als der gute Wille dazugehört, Kinder ins Leben zu führen. In uns leben viele schöne Erinnerungen, aber da waren auch Krisenzeiten, die uns ordentlich durchgeschüttelt und letztlich dazu gebracht haben, uns Hilfe zu suchen. Ernste Krankheitszeiten z. B., oder auch die Bewältigung von Persönlichkeitsunterschieden, die in den ersten Jahren für Zündstoff zwischen uns sorgten.

Zu verstehen, dass nicht das Kind schwierig ist, sondern die Beziehung, war schon sehr entspannend. So kam das Problem von der persönlichen auf eine sachliche Ebene und motivierte uns, denn für gespannte Beziehungen gibt es Lösungen. So viel haben wir gelernt in dieser Zeit, dass wir aus einem großen Herzen für Kinder und Familien heraus Eltern dienen durften.

Viel bewegt hat sich bei uns seit unserem ersten team-f Eheseminar vor vielen Jahren.
Schnell sind wir danach in die Mitarbeiterschaft gekommen, zunächst ehrenamtlich, später viele Jahre hauptamtlich. Gerne erinnern wir uns an die Pionierphase und können uns noch gut in die Begeisterung der ersten Jahre hineinversetzen. Wir konnten gar nicht anders, als uns dem immer wieder aussetzen: selbst lernen, empfangen, an unserer Beziehung arbeiten und von Anfang an auch davon weitergeben.

In unzähligen Seminaren erlebten wir tiefe Begegnungen mit unserem Vater im Himmel und mit Menschen. Und fast immer, wenn wir ausgepowert von einem Seminarwochenende zurückfuhren, haben wir uns gefragt: Und wann ist das nächste Seminar? Ja, wir haben viel gegeben in diesem Dienst, trotzdem steht allezeit darüber, dass wir ungleich mehr empfangen haben. Wir fühlen uns gesegnet und es gibt kaum Erfüllenderes, als aus diesem Reichtum weiterzugeben. Nie haben wir diese Entscheidungen bereut oder an unserer Berufung gezweifelt und wenn wir zurückschauen, finden wir unseren Weg von Gott vorbereitet und richtig.

Die Familie bewegt uns wie kaum etwas anderes.
In der ganzen Familienzeit haben wir viele schöne Erfahrungen gesammelt, die wir als Schätze im Herzen tragen, die lebendig bleiben und über die wir uns gerne miteinander austauschen. Dass wir anderen Familien gedient haben, bedeutet jedoch nicht, dass wir das Handwerk perfekt beherrscht hätten. Wir lieben unsere Kinder und jetzt auch die Schwieger- und Enkelkinder. Bestimmt haben wir vieles gut und richtig gemacht, doch für vieles haben wir unsere Kinder um Vergebung bitten und andere Umgangsformen lernen müssen. Das Leben sieht vor, dass man wohl am meisten aus den eigenen Fehlern und Schwächen lernt, mit denen man im Alltag zu kämpfen hat. Vieles davon hat uns emotional tief bewegt und dass wir heute alle miteinander gute und freundschaftliche Beziehungen haben, erleben wir als großes Geschenk.

In einer Lebenskrise haben wir schon vor vielen Jahren die Beziehung zu unserem Vater im Himmel neu schätzen gelernt und vertieft.
Unsere Situation im Dreigenerationenhaus mit vier kleinen Kindern und einem Partner, der geschäftlich viel unterwegs war, führte bei mir nach einigen Jahren zu einer physischen und psychischen Erschöpfung, in der wir uns aufgemacht und Hilfe gesucht haben. Bis dahin war viel theoretisches Wissen über Gott in meinem Kopf, das in dieser Situation für mich erfahrbar wurde und tief in mein Herz fiel.

Die Erfahrung, bei Gott selbst Kind sein zu dürfen, seine Nähe, seine Begleitung und sein Reden wurden erst in der Krise täglich neu greifbar und erlebbar. Auch das mit Höhen und Tiefen, doch ist es uns in den ganzen Jahren nie wieder abhandengekommen. Es ist uns ein Bedürfnis, in seiner Spur zu bleiben, vor allem seinen Rat zu suchen und so nah dranzubleiben, dass er in unser Leben hineinsprechen kann.

Damals haben wir auch mit körperlicher Bewegung unsere Belastbarkeit trainiert.
In wenigen Minuten sind wir auf unseren Sauerländer Höhen und genießen die sich verändernden Jahreszeiten in unseren Wäldern in guter Luft. Das macht den Kopf frei, entlastet und gibt ein gutes Gefühl. Das hat seit Jahren Priorität. Ebenso genießen wir seit Jahren das Unterwegssein mit unserem Wohnmobil, das uns anders reisen lässt als zuvor und uns auch unterwegs das »nach Hause kommen« vertraut macht.

Nun sind wir im Ruhestand,
ehrenamtlich immer noch gut für team-f unterwegs, doch bedeutete es eine krasse Veränderung. Das Einrichten in dieser Phase beschäftigt uns immer noch. Ich vermisse den permanenten Austausch auf unterschiedlichen Ebenen, den ich immer als sehr bereichernd erlebt habe. Kurz nach Beendigung unserer Anstellung haben wir in einem Tagesseminar zum „Lebensteppich“ für uns jedoch tröstlich festgestellt, dass die Familie unser Lebensmittelpunkt war, ist und bleibt und wir im besten Fall noch gute 20 spannende Jahre erleben können.

Unser bewegtes Leben ist vielfältig und reich.
Reich an Begegnungen mit vielen Menschen, die Spuren des Segens in unserem Leben hinterlassen haben, reich an Erfahrungen, reich durch unsere große Familie. Ziemlich regelmäßig treffen wir uns. Das ist mit den Enkelschätzen eine große Freude und das pralle Leben – so wie ich es mag. Eckhard auch, aber er schätzt dann auch wieder ruhigere Zeiten.

Ob nun geplant oder ob das Leben uns dazu bringt, uns aufzumachen – in jeder Hinsicht möchten wir in Bewegung bleiben. Jeder in seinem Maß und auch gemeinsam bleiben wir unterwegs. Mit allem, was uns Gott geschenkt hat, vertrauen wir auch in diesen Zeiten darauf, dass er uns sicher führt und wir unter seinem Schutz bleiben. Dankbar für alle guten Erfahrungen und ebenso in dem Wissen, dass auch das Schwere wichtig und richtig ist.

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