Was macht das mit unseren Kindern?
– von Ute Wagner
Kinder schauen zuerst auf ihre Eltern, um sich ein Bild von der Welt zu machen und orientieren sich an ihnen. Aber bereits in den ersten Lebensjahren kommen Heldinnen und Helden aus den Medien dazu.
Barbie, Bibi Blocksberg, Eiskönigin Elsa, Spiderman, Feuerwehrmann Sam, Batman und andere bieten Kindern viele Identifikationsmöglichkeiten. Sie bewundern eine Figur, wenn sie bei ihren Freundinnen und Freunden ebenso beliebt ist. Besonders kleine Kinder identifizieren sich stark mit ihren Heldinnen und Helden und schlüpfen in deren Rolle.
Sind die Kinder älter, folgen sie in sozialen Medien wie Youtube, TikTok Instagram sogenannten Influencern. Sie verbringen viel Zeit in den sozialen Netzwerken, schauen sich deren Videos und Fotos an und eifern ihnen nach. Dabei werden die Bedürfnisse der Heranwachsenden gestillt. Sie helfen, sich zu informieren und herauszufinden, wer man ist bzw. wie man sein möchte.
Die Idole im Internet reden wie ihre jungen Fans und teilen ihre Interessen. Sie machen ihre Videos von jedem Ort aus und wirken sehr nahbar.
Influencer unterhalten, setzen neue Trends und werben zugleich für die Produkte, die sie in die Kamera halten und werden dafür bezahlt. Das Leben von Pamela Reif, Dagi Bee und Co. scheint perfekt: Sie sind schön, reich und erfolgreich. Die Identifikation mit ihnen fällt leicht und sie scheinen ein glückliches, erstrebenswertes Leben zu führen.
Der »Schönheit« nacheifern
Die Social-Media-Stars prägen unsere Vorstellungen von Schönheit und Erfolg. Oft werden uns Bilder von makellosen Körpern und perfekten Gesichtszügen präsentiert, die scheinbar die Norm darstellen. Dies kann dazu führen, dass sich nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch Erwachsene minderwertig fühlen und mit ihrem eigenen Aussehen unzufrieden sind. Sie eifern unrealistischen Schönheitsstandards nach. Die Schönheitsindustrie profitiert von diesem Druck und der Markt von Hautpflegeprodukten, Diätpillen und plastischer Chirurgie boomt.
Oft zeigen Influencer auf ihren Accounts eine Lebenswirklichkeit, die sich stark von der der Kinder und Jugendlichen unterscheidet: Sie lassen Rückschläge, Zweifel oder Niederlagen in ihrem Leben aus.
Vor nicht allzu langer Zeit war der Medienkonsum noch auf abendliches Fernsehen und gelegentliche Kinobesuche beschränkt. Heute bringen neue Medien und Social Media eine zeit- und ortsunabhängige Verfügbarkeit mit sich. Dadurch breitet sich die Wirkung durch mediale Vorbilder schneller und dauerhafter aus. Das analoge Leben beginnt, mit der mit der digitalen Welt zu konkurrieren.
Vom ewigen Vergleichen
Kinder und Jugendliche brauchen Vergleiche mit anderen. Sie sind grundsätzlich wichtig, um herauszufinden, wer sie sind und wie sie in die Gesellschaft passen. Diese Vergleiche sind aber ungesund, wenn sie das Selbstwertgefühl zerstören. Kinder, die eine andere Person als besser ansehen, fühlen sich entweder motiviert oder minderwertig und abgehängt. Wenn sich Kinder und Jugendliche im Vergleich mit anderen als weniger produktiv, talentiert oder erfolgreich sehen, fördern mediale Vorbilder auf Social Media ein negatives Selbstbild.
Vorbilder aus den sozialen Netzwerken können, wenn sie richtig ausgewählt sind, ebenso wie andere Inhalte, natürlich auch von Vorteil sein. Dies geschieht, wenn Kinder durch sie z. B. Inspirationen für neue Ideen oder Wissen bekommen.
Die Verteufelung der sozialen Medien bringt insbesondere gegenüber Kindern und Jugendlichen wenig, da diese als »Digital Natives« aufgewachsen sind und digitale Medien bei einem Großteil zum Alltag dazugehören.
Besser ist es, mit deinem Kind über Vorbilder auf Social Media zu sprechen. Hier ein paar Fragen, die Eltern mit ihren Kindern besprechen können:
- Welche guten Eigenschaften haben deine Idole?
- Was fällt dir manchmal negativ auf/verunsichert dich?
- Macht die Person Werbung? Wenn ja, wofür und wie?
Wichtig ist, zumindest in etwa zu wissen, welche Inhalte dein Kind auf Social Media sieht. Das wird natürlich umso schwerer, je älter die Kinder werden. Aber es ist wichtig, mit deinem Kind über seine Lieblings-Influencer zu reden, und es nicht mit den Inhalten auf Social Media allein zu lassen. Bei jüngeren Kindern kann es hilfreich sein, die Zeit in sozialen Netzwerken zu begrenzen.
Mache dir auch immer wieder selbst bewusst, dass du ebenso eine Vorbildfunktion für dein Kind hast. Hinterfrage also auch gerne einmal deine eigenen Gewohnheiten im Umgang mit Social Media.