– von Johanna
»Ich könnte das ja nicht, so ohne Partner!« »Bist du denn nicht einsam so alleine?«… Wir Singles kennen diese Fragen und Aussagen zur Genüge. Ich gebe zu, ich hatte Phasen im Leben, da hat es mich sehr gestört. Diese Phasen haben mich allerdings auch dazu angeregt, über mich und meinen Beziehungsstatus nachzudenken. Bin ich denn einsam? Fehlt mir etwas? Wieso definiert sich jemand denn über einen Partner? Wieso schaffen es andere Personen nicht, alleine zu sein?
Zunächst gilt Folgendes:
Einsamkeit ist nicht gleich Alleinsein
Wenn ich mich einsam fühle, dann ist da eine negative Empfindung. Ich fühle mich vielleicht nicht gesehen, nicht wahrgenommen, nicht respektiert, nicht unterstützt u. v. m. Beim Alleinsein geht es vielmehr um einen Zustand als um ein Gefühl. Alleine IST jemand. Diese Definition hilft mir ungemein, mein Leben zu erklären. Klar, alleine bin ich oft! Wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme, bin ich alleine. Ich erledige alleine meine Einkäufe und den Haushalt und fahre sogar manchmal alleine in den Urlaub. Aber einsam bin ich deshalb nicht. Da sind Nachbarn, befreundete Personen, die Kirchengemeinde, Familie, Kolleg/innen auf der Arbeit. Ich bin sehr gerne alleine. Ich kann sehr gut Zeit mit mir selbst verbringen.
Eine Theorie meinerseits ist: Wenn du mit dir selbst gut alleine klar kommst, fühlst du dich weniger einsam.
Eine Frage des Blickwinkels
Im Alltag bekomme ich oft die bemitleidende Seite zu spüren: wieso es denn nicht klappen würde mit einem Partner und ähnliches. Was soll ich sagen? Manchmal ist es eben nicht so einfach mit Beziehung und da bringt jede Person ihre eigene Geschichte mit. Ich sehne mich durchaus nach Beziehung. Das ist ok! Wir Menschen sind nicht fürs Einsamsein geschaffen. Wir brauchen das Gegenüber, um unser Sozialverhalten zu entwickeln, konfliktfähig zu werden und zu lernen, Gefühle und Meinungen zu äußern. Ich sträube mich allerdings dagegen, in meinem Beziehungsstatus ein Unglück zu sehen. Denn irgendwie finde ich es unfair, dass wir Singles immer den Stempel »unglücklich« bekommen. Warum nicht die Familien? Eine Familie und Kinder zu haben, kann mitunter auch nicht immer einfach sein. Warum wird immer nur jemand ohne Partner/in so gestempelt? Ich habe leider immer noch das Gefühl, dass die Beziehungsstatus der Gesellschaft sehr unterschiedlich wahrgenommen werden und vornehmlich ein Modell als »ideal« angesehen wird.
Um ein bisschen realistisch zu bleiben: Natürlich nervt mich manchmal, alles alleine machen zu müssen. Ich bin nach der Arbeit platt und würde mir in manchen Bereichen eine Arbeitsteilung sehr wünschen (Putzen, Kochen, Haushalt, …). Manchmal ist es anstrengend, alleine alles organisieren zu müssen. Und manchmal möchte ich einfach nicht immer meine Freunde und Familie fragen.
Dennoch: Ich genieße mein Leben aktuell sehr. Irgendwann gibt es einen Wendepunkt. Gott kennt ihn und ich versuche, geduldig zu bleiben. Bis dahin tue ich, was ich eben tue. Arbeiten, gut essen, in den Urlaub fahren, mich mit Freunden treffen, unabhängig sein, positiv bleiben, das Leben lieben.