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Mit den team-f Gründern im Gespräch

Sie können von einigen Veränderungen in ihrem Leben berichten

– von Lena Knaack

Seit etwa drei Jahren findet bei team-f ein Generationswechsel statt. Langjährige bewährte Mitarbeiter gehen in den Ruhestand. Das betrifft auch unsere Gründerehepaare Eberhard und Claudia Mühlan und Dirk und Christa Lüling. Ihrer Inspiration und ihrem Einsatz verdanken wir sehr viel. Sie waren »das Herz von team-f« und prägten unseren »team-f-Geist«. Aus einem kleinen Anfang wuchs unter ihrer Leitung ein großes Werk heran. Das ist Anlass für eine kleine persönliche Rückschau.

team-f: Wie geht es euch dabei, alle eure Aufgaben bei team-f loszulassen? Ist das eine große Veränderung für euch?

Dirk: Es ist die zweite große Veränderung in unserem Leben. Die erste Veränderung war die Gründung von »Neues Leben für Familien« (heute team-f) im März 1987. Ein Jahr später habe ich meinen Job als Lehrer gekündigt. Das war schon sehr einschneidend, aber es war eine ganz natürliche und spannende Entwicklung. Ich habe mich nie in meinen Beruf als Lehrer zurückgesehnt. Es war viel erfüllender, wissbegierigen Ehepaaren und Familien zu dienen. Einschneidend war damals für uns auch die finanzielle Situation. Meine Beamtenbezüge lagen damals deutlich über 4000 DM und jetzt hatte ich eine kleine Anstellung bei »Neues Leben für Familien« mit 1000 DM im Monat und sehr viel mehr Arbeit. Mein Lehrerschreibtisch verwandelte sich zur Verwaltungszentrale des neu gegründeten kleinen Vereins.

Wir hatten ein paar Jahre Zeit, um uns an den Ausstieg aus team-f zu gewöhnen. Bereits 2009 haben wir und Mühlans die Gesamtleitung übergeben, 2015 mit Rentenbeginn die regionale Verantwortung, und Ende 2022 die Verantwortung für die Seelsorgeausbildung. Das war ein längerer Prozess, der es uns leicht machte, loszulassen. Aber es wird uns nicht langweilig. Wir sind viel unterwegs mit Vorträgen und Seminaren in Gemeinden.

team-f: Und ihr, Eberhard und Claudia, was macht ihr derzeit noch für team-f und wie erging es euch mit der Abgabe von Leitungsaufgaben?

Claudia: Ich denke, es war klug, als Gründer des Vereins gleichzeitig mit Lülings von der Leitungsverantwortung zurückzutreten und der nächsten Generation die Zügel zu überlassen.

Eberhard: Da ich ohnehin kein Verwaltungstyp bin, ist es mir nicht schwer gefallen, mich aus organisatorischen Entscheidungen herauszuhalten. Dafür hatte ich als Ruheständler zusammen mit Claudia noch die Leitung der team-f Akademie, eine wunderbare Aufgabe, der wir mit Begeisterung nachgingen. Die Leitung der Akademie haben wir allerdings bereits abgegeben. Diese liegt jetzt in den Händen von Sebastian Trommer. Zurzeit tragen wir noch die Verantwortung für den Bereich »Theologie und Ethik«.

Darüber hinaus arbeiten wir bei team-f noch bei den von uns inszenierten Seminaren für interkulturelle Paare mit – die Leitung haben wir jedoch auch bereits abgegeben. Für mich ist es sehr angenehm, seit meinem Ruhestand Aufgaben Schritt für Schritt zu reduzieren – je nach Kraft und Freude. Ein plötzliches Aussteigen nach dem Ruhestand wäre einfach schrecklich gewesen! Da wäre ich sicherlich in ein Loch gefallen.

team-f: Ihr habt mit der größer werdenden Verantwortung und Beschäftigung für team-f eure Arbeit aufgegeben. Wie schwer ist dieser Schritt gefallen?

Christa: Es war damals besonders herausfordernd, den Glauben zu entwickeln, dass Gott uns finanziell versorgt. Ich habe viel gebetet, aber konnte mir trotzdem nicht vorstellen, dass es klappt, mit fünf Kindern von Spenden zu leben. Dann hat Gott eindeutig geredet durch ein besonderes Erlebnis. Er hat mir Glauben geschenkt, der bis heute angehalten hat. Gott hat uns nie enttäuscht und wir haben einige finanzielle Wunder erlebt.

Eberhard: Es ist schon witzig, dass sowohl Dirk wie auch ich Lehrer waren. Ich habe den Beruf sehr gern ausgeübt. Bei den Anfängen von team-f war ich schon längst aus dem Lehrerberuf ausgestiegen und Studienleiter an der neu gegründeten Bibelschule Glaubenszentrum. Ich schrieb gerade mein erstes Buch »Menschenskinder – Kindererziehung aus biblischer Sicht«. Wir lernten Don Kirkby kennen, der über JMEM (Jugend mit einer Mission) einen Familiendienst in Hurlach startete. Wir waren restlos begeistert, bei einem Familiendienst mitmachen zu können. Da ich ohnehin ein Pionier und Abenteuertyp bin, sind mir neue Schritte nie schwergefallen.

Claudia: Ich war genauso begeistert, bin aber eher bodenständiger. Zuerst habe ich mich gefragt, wie wir finanziell über die Runden kommen würden. Wir hatten ja zu der Zeit schon 12 Kinder. Und so MUSSTE ich Gott vertrauen. Und wir erlebten seitdem viele unglaubliche Wunder.

team-f: Was seht ihr spontan im Rückblick als größtes Wunder?

Dirk: Für uns gab es nicht nur ein Wunder. Es ist ein Wunder, dass team-f entstanden ist und wie es sich entwickelt hat. Dann das Geschenk der vielen eifrigen Mitarbeiter in den ersten Jahren nach der Vereinsgründung. Ohne sie wäre das rasante Wachstum in den 90er Jahren nicht möglich gewesen. Ein Wunder war für uns, dass Eberhard seinen Herzinfarkt überlebt hat und in seiner Krankheitszeit keine Seminare ausfallen mussten, weil gute Mitarbeiter bereitstanden. Ein besonderes Geschenk war unsere vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Mühlans.

Christa: Ein Wunder war, wie wir seit 1986 in die damalige DDR gekommen sind und dort sehr schnell tolle Mitarbeiter gefunden haben. Lehmpfuhls, Arnolds und auch Drossels waren wichtige Geschenke Gottes für uns.

Eberhard: Wenn ich das aktuelle Jahresprogramm mit den Seminarangeboten durchblättere, staune ich, wie sich aus so kleinen, unbeholfenen Anfängen vor rund 40 Jahren so ein großes Werk mit großartigen, hingebungsvollen Mitarbeitern entwickelt hat. Zu dem Schönsten zählen für mich auch unsere Auslandseinsätze (u. a. in Albanien und Indien), bei denen wir unsere Ehe- und Familienthemen – stets bemüht den fremden kulturellen Kontext zu berücksichtigen – weitergeben konnten.

Claudia: Auch ich habe diese Auslandseinsätze geliebt. So hielten wir Seminare in Kolumbien, Paraguay, Namibia, Ägypten … Die Erfahrungen, die wir dort sammelten, wurden zur Grundlage für unsere Seminare für interkulturelle Paare.

Auch die Gründung der team-f Akademie 2006 war eine sehr euphorische, aber auch herausfordernde Zeit. Wir mussten sie ja erst einmal aufbauen, ein Konzept aufstellen. Dass uns das gelungen ist, sehe ich als ein großes Wunder an.

Lena Knaack: Was war für euch die größte Herausforderung?

Dirk: Der Herzinfarkt von Eberhard, das Finden von Mitarbeitern für unsere Familienwochen, die Last der Verwaltung in meinem Haus. Die Arbeit war dadurch ständig präsent und zwischendrin war ich und einige Jahre später auch Christa in einem Burnout.

Christa: Für mich war es besonders herausfordernd in den ersten Jahren, als wir noch keine Sekretärin hatten, abends, wenn unsere fünf Kinder im Bett waren, noch die Seminarabrechnungen zu machen. Eine wiederkehrende Herausforderung war das Einpacken der »Tipps für die christliche Familie« (unser Faltblatt, heute team-f-Magazin). Sechs Mal im Jahr wurde eine Woche lang in unserer Wohnung die Post versandfertig gemacht.

Daneben spürte ich eine innere Zerrissenheit zwischen meiner Aufgabe als Mutter von fünf Kindern und der wachsenden Seminararbeit. In der Zeit schickte uns Gott zur Unterstützung eine junge Frau aus Neuseeland ins Haus, die dann einige Jahre bei uns wohnte. Ohne diese Hilfe hätte ich es nicht geschafft.

Eberhard: Ausreichend Zeit und Aufmerksamkeit für die stets wachsende Zahl an Mitarbeitern zu finden und für ihre Bedürfnisse präsent zu sein, war für mich sehr herausfordernd. Irgendwie hatte ich das Gefühl, nie genug geben zu können. Auch eine ausgewogene Balance zu halten zwischen Engagement und Erholung war immer eine große Herausforderung. Wir sprühten förmlich vor neuen Ideen. Ich wollte möglichst immer alles gleich und sofort umsetzen. Mein Herzinfarkt wurde ja schon erwähnt. Da war ich gerade mal 42 Jahre alt. Danach MUSSTE ich es lernen, ausgewogener zu leben. Darauf hat Claudia schon geachtet.

Claudia: Wir hatten ja all die Jahre auch die vielen Kinder. Besonders für Eberhard war die Herausforderung, neben der Vereinsleitung auch noch Ehemann und Vater zu sein, nicht immer einfach. Ich musste zuhause vieles allein schultern.

Und dann kam die Zeit, wo Eberhard von mir erwartete, dass ich mehr Themen bei den Seminaren übernehme. Das überforderte mich anfangs total, und ich erinnere mich, wie ich stöhnte: »Das schaffe ich nicht, du bist mir 20 Jahre voraus.« Ich bin ihm sehr dankbar, dass er mich stets ermutigt und gefördert und dafür gesorgt hat, dass ich ganz eigenständige Themen zu seiner Ergänzung erarbeiten konnte.

team-f: Gab es ein »Rezept« für das schnelle Wachstum von team-f in den ersten Jahren?

Dirk: Ich denke, damals war die Zeit einfach reif für solch einen Dienst an Ehepaaren und Familien. Als Leiterehepaare haben wir uns voll investiert und unsere Vision in die Herzen der Mitarbeiter pflanzen können. Das hat viele begeistert.

Diese Vision lebt heute noch in uns: Familien an die Hand nehmen und vor den Thron Gottes führen.

Und Begeisterung bei den Leitern ist einfach ansteckend und zieht Menschen an, sich auch für die Vision einzusetzen und Opfer zu bringen.

Eberhard: Eins unserer Ziele war, authentisch zu sein und von unseren Lernschritten zu berichten – auch den schmerzhaften. So etwas war für viele Teilnehmer neu und wohl auch ein Magnet, selbst Mitarbeiter zu werden.

team-f: Hattet ihr bestimmte Aufgabenschwerpunkte?

Christa: Unser Schwerpunkt war vor allem die Entwicklung der Eheseminare, nachdem wir selbst diese Themen für uns durchgearbeitet und durchlitten hatten.

Dirk: Auch der Gedanke der regionalen Mitarbeiterkreise ist bei uns entstanden. Wir brauchten Paare, die uns im Gebet und dann auch bei den Seminaren unterstützten. Das waren oft sehr intensive Treffen, wo Gottes Geist wirkte. Die Seelsorge- und Beratungsfortbildung ist durch unsere Initiative entstanden, nachdem wir 1990 Sandfords kennengelernt hatten. Die 90er Jahre waren eine spannende Zeit, denn wir erlebten in allen Themenbereichen ein rasantes Wachstum.

Daneben trugen wir immer noch die Verantwortung für den Verwaltungsbereich, weil das Büro nun mal in Lüdenscheid war. Herausfordernd war die persönliche Betreuung und das Mentoring für die Regionalleiter und die Seminare in den Regionen und im Ausland. Seit 2013 sind wir regelmäßig in Paraguay, um unsere Seelsorgefortbildung dorthin zu bringen.

Eberhard: Irgendwie hatte es sich so ergeben, dass von Anfang an Lülings den Schwerpunkt auf die Ehethemen und später noch auf Seelsorge setzten und wir die Palette der Familien- und Erziehungsthemen abdeckten. Nun hatte ich ja ein Erziehungsbuch geschrieben und das darin vorgestellte »Familienhaus« wurde schnell zum Markenzeichen von team-f. Auch wurden theologische Erarbeitungen zur Rolle von Mann und Frau, zu Scheidung und Wiederheirat und auch körperliche Züchtigung zu meinen Schwerpunkten.

Claudia: Aufgrund unserer reichen eigenen Erfahrungen erarbeiteten wir Seminarvorlagen zur Kleinkinderziehung, zum Umgang mit Teenagern und auch Adoptiv- und Pflegekindern und vielen Einzelthemen wie Umgang mit Gefühlen, Selbstwertgefühl oder Glaubenserziehung. Unser eigenes Familienleben war uns immer ein Übungsfeld. Das hat uns immer sehr wachsam und lernbereit gehalten.

team-f: Wie schwer war es für euch, Leitungsaufgaben zu übergeben?

Dirk: Die ersten Gedanken daran waren für mich immer schwer, aber dann fand ein Prozess statt. Bis zur Übergabe hatten wir Frieden, dass es jetzt dran ist und wir damit in Gottes Plan sind.

Christa: Wir hatten immer das Gefühl: Wir haben unseren Teil getan, jetzt sind die Jüngeren dran. Und so konnten wir gut loslassen.

Eberhard: Da ich immer noch inhaltlichen Input in den Verein geben konnte und neue Themen erarbeiten durfte, ist es mir nicht schwer gefallen, Leitungsaufgaben abzugeben – zum Teil hat es mich erleichtert. Ich war frei, neuen Studien nachzugehen. Außerdem sind wir ja auch nicht an die Seite gedrängt worden, sondern nach wie vor bei den Bereichsleitertreffen gern gesehen und werden um Rat gefragt. Die größte Erleichterung ist, dass wir zurzeit ein großartiges Leitungsteam haben, auf das man stolz sein kann.

team-f: Welchen Rat würdet ihr nach eurer jahrelangen Erfahrung als Leiter von team-f an leitende Menschen in Organisationen mitgeben?

Dirk: Sei begeistert und überzeugt von dem, was du tust und wofür du eintrittst. Finde gute Mitarbeiter, fördere sie und setze sie frei, Verantwortung zu übernehmen. Vertraue ihnen und sie werden über sich hinauswachsen. Kontrolle lähmt und entmutigt die Mitarbeiter.

Eberhard: Ich habe einmal den Satz gelesen: »Gute Leiter wagen es, Mitarbeiter zu fördern von denen sie ahnen, dass sie einmal besser werden als sie.« Mir war auch wichtig, die Berufung Gottes höher zu achten als den Nutzen für den Verein. Das heißt, keine Mitarbeiter zu klammern, sondern auf die persönliche Führung Gottes für sie zu achten.

team-f: Was ist euch durch eure Arbeit bei team-f wichtig geworden und würdet ihr unseren Lesern noch empfehlen?

Christa: Öffne dein Herz für das Reden Gottes und suche Gottes Führung. Erfüllend ist, wenn du das verwirklichst in deinem Leben, wozu Gott dich geschaffen und ausgestattet hat. Es gehört aber auch dazu, Opfer zu bringen. Ohne das entsteht nichts Neues.

Dirk: Suche Heilung für dein verletztes Herz, entfalte dein Potential, bleib ein Lernender. Nimm Hilfe in Anspruch von Menschen, die dich verstehen und dich fördern. Supervision ist wichtig.

Eberhard: Achtet darauf, dass ihr als Paar in eurem Dienst für Gottes Reich möglichst im Gleichschritt geht. Das heißt, dass nicht einer/eine vorausprescht und der/die andere an seiner/ihrer Seite verkümmert oder ganz andere Wege geht. Es ist schön und bereichert, wenn es auch gemeinsame Dinge gibt, die man anpackt.

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